Wir lesen die letzte Postkarte, die Hella Schwarzhaupt im August 1942 unmittelbar vor ihrer Deportation nach Auschwitz aus dem südfranzösischen Lager Récébédou an ihre beiden jüngsten Kinder Max und Ruth schickte. Hella Schwarzhaupt und ihr Mann Albert hatten bereits 1935 ihre damals 11- und 13-jährigen Töchter Rosi und Hanni in die USA zu Verwandten geschickt. 1939 schickten sie schließlich die beiden jüngsten Kinder, Max, damals 11 Jahre alt und Ruth, erst 7 Jahre alt, mit einem Kindertransport in die Schweiz. Alle vier Kinder überlebten.
Der Vater Albert starb 1941 mit 55 Jahren in Récébédou. Hella wurde noch am Tag ihrer Ankunft, am 31. August 1942, in Auschwitz ermordet.
Die Briefe, die die Mutter zwischen 1940 und 1942 aus dem Lager an ihre beiden jüngsten Kinder schrieb, sind größtenteils erhalten (siehe Erinnern – Meine lieben Kinder).
Récébédou, 22.08.42
Geliebte Kinder. Nun werde ich Récébédou mit vielen Leidensgefährten verlassen, wohin weiß ich nicht. Lebt wohl, bleibt weiter meine guten braven Kinder. Der liebe Gtt möge Euch gesund erhalten. Schaut zu, mit Rosi und Hanni in Verbindung zu kommen. Wenn ihr etwas wissen wollt, wendet Euch dann ans liebe Mariele. Sobald es mir möglich ist, werde ich Euch schreiben. Macht Euch um mich keine Sorgen, der Allmächtige wird schon alles zum Guten leiten. Viele tausend Küsse, in Liebe
Eure Euch liebende Mutti
Sehr geehrter Herr Rabbiner
Morgen werde ich wohl von hier gehen und möchte Ihnen und Ihrer Gattin für Ihre Liebe, die Sie Max und Ruth bedachten, tausend Mal danken. Ich gehe beruhigt, weiß ich doch meine Kinder gut versorgt.
Bleiben Sie gesund.
Herzliche Grüße Ihre dankbare
Hella Schwarzhaupt